Musikpädagogik

Das Kollegium und die Studierenden des Faches Musikpädagogik trauern um Professor Dr. Hans-Joachim Erwe.

Hans-Joachim Erwe wurde am 21. Juli 1956 in Bochum geboren.

Er studierte an den Universitäten Osnabrück und Hamburg Musikpädagogik, Germanistik und Musikwissenschaft und arbeitete bis 1993 als Studienrat in Fröndenberg. Er promovierte mit seiner Dissertation „Musik nach Eduard Mörike“ (2 Teile, publiziert Hamburg 1987), deren zweiter Teil – ein bibliographisches Verzeichnis – bis in die jüngste Zeit überarbeitet und ergänzt wurde.

Ab 1993 war Hans-Joachim Erwe Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Musik und Musikwissenschaft der Universität Hildesheim. Im Jahr 2001 kam er an die Bergische Universität (damals noch Gesamthochschule) Wuppertal, wo er die vakante C4-Professur für Musikpädagogik vertrat. Seine Tätigkeit begann in einer bewegten Zeit: Zu den ersten Aufgaben gehörte es, das Fach durch den Mediations-prozess zu führen, der im Juni 2002 zum erfolgreichen Abschluss gebracht wurde.

Im Jahr 2003 erfolgte der endgültige Ruf auf die Professur. In seine ersten Jahre fiel die Umstellung der Lehrerausbildung auf gestufte Studiengänge. Hans-Joachim Erwes ruhige, dabei zielgerichtete Arbeitweise kam auch hier der Lösung der Aufgaben (einschließlich der Akkreditierungen) zugute, so dass im Wintersemester 2007 die ersten Studierenden im kombinierten Bachelor of Arts mit dem Teilstudien-gang Musik eingeschrieben werden konnten.

Seit 2009 war Hans-Joachim Erwe Mitglied des Beraterausschusses für die Verleihung des Titels der Professorin oder des Professors durch die Landesregierung.

Hans-Joachim Erwes Publikationen zeigen die Breite seiner Interessen, die sich auch in seinen Lehrveranstaltungen widerspiegelte. Seit der Dissertation stand die Verbindung von Literatur und Musik im Mittelpunkt, wobei der geschätzte, ja geliebte Eduard Mörike immer wieder neu beleuchtet wurde. Die Neigung zum interdisziplinären Arbeiten führte auch zu regelmäßig zusammen mit Prof. Dr. Andreas Meier angebotenen Lehrveranstaltungen und zu künstlerischen Veranstal-tungen des Faches Musik (u. a. zu Goethe, Hesse und – natürlich – zu Mörike), die von Hans-Joachim Erwe angeregt und teilweise konzipiert wurden.

Musik von Gustav Mahler, Richard Strauss, Benjamin Britten und György Ligeti – um nur einige Beispiele zu nennen – reizte Erwe zur intellektuellen Auseinander-setzung und zur didaktischen Vermittlung. Häufig integrierte er den Besuch von Opern- und Konzertaufführungen in die Lehrveranstaltungen, um seinen Studen-tinnen und Studenten das Erlebnis des uunmittelbaren Musikerlebnisses zu ermöglichen.

Veröffentlichungen und Seminare zu Themen der Populären Musik entsprangen in gleichem Maße Hans-Joachim Erwes Interessen. Besonders zu erwähnen ist der 2011 zum ersten Mal publizierte Aufsatz über „Je t'aime“, der jüngst in die von Gerhard Paul und Ralph Schock herausgegebene Anthologie „Sound des Jahrhunderts“ bzw. „Sound der Zeit“ (Göttingen 2014) aufgenommen wurde.

Die Liste der musikpädagogischen Veröffentlichungen ist um Texte zu grundlegenden Themen („Methodik“) und zur schulischen Musikpraxis zentriert. In seinen Seminaren beschäftigte sich Hans-Joachim Erwe zunehmend mit musikpsychologischen Fragestellungen. Einer der letzten Texte, dessen Publikation er noch erleben konnte, ist der „Entwicklung musikalischer Fähigkeiten“ gewidmet.

Eine 2012 diagnostizierte schwere Krankheit schränkte Hans-Joachim Erwes musikpraktische Tätigkeit – insbesondere das Spiel der geliebten Gitarre – stark ein; als Chorleiter konnte er allerdings bis zuletzt wirken.

Als im Sommer 2013 die Krebs-Erkrankung festgestellt wurde, ließ Hans-Joachim Erwe keinen Zweifel daran, dass er der Krankheit entschieden entgegentreten würde, und gab somit nicht nur seiner Familie, sondern auch den Kolleginnen und Kollegen Kraft. Wenn immer es möglich war, hielt er Sprechstunden ab und besuchte Veranstaltungen des Faches und der Universität. Zuletzt nahm er im August an der Eignungsprüfung des Faches Musik teil.

Hans-Joachim Erwe war unser Chef, der uns durch sein bescheidenes, an Hierarchie uninteressiertes Auftreten und nicht zuletzt durch seinen Humor zu Partnerinnen und Partnern machte. Dass wir ihn auf dem Weg der letzten Monate begleiten konnten, erfüllt uns bei aller Trauer mit Freude.

Unser Freund Hans-Joachim Erwe ist am 9. November 2014 in Fröndenberg gestorben.


Publikationen


Projekte

Mörike-Verzeichnis

Musik bewegt - körperliche und emotionale Wirkungen von Musik
Ein Vortrag von Prof. Dr. Hans-Joachim Erwe im Rahmen des NRW-Tags 2008

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